Leseprobe aus Mafish Mushkella Ägypten

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Im ersten Kapitel habe ich von einem Touristen berichtet, der mir einmal die Weisheit vermitteln wollte, dass es zwei Arten von Ägyptern gibt, die diebischen und die hilfsbereiten. Solche fundamentalen Erkenntnisse pflege ich mit einer Geschichte zu kontern, die mir vor einigen Jahren passiert ist und die wie kaum eine andere die Mentalität des Landes widerspiegelt.
Damals arbeitete ich in einem Hotel als Tauchguide und war daher eigentlich geradezu prädestiniert dafür, nicht gleich in die erstbeste Touristenfalle zu stolpern. Eines Nachmittags machte ich kleinere Besorgungen im Shop vor dem Hotel. Es war heiß, ich war müde und versäumte es, das Wechselgeld zu zählen. Erst auf meinem Zimmer bemerkte ich, dass mir ein Pfund fehlte. "Dieser kleine Schwerverbrecher", dachte ich noch, zuckte dann aber mit der Schulter und verbuchte es unter "Tourist-Tax". Am gleichen Abend fuhr ich mit dem Minibus nach Dahar. Als ich einstieg, saß da bereits der junge Mann aus dem Shop, der mir dieses eine Pfund abgeluchst hatte und begrüßte mich voller Überschwang "Hallo, my friend". Er quasselte die ganze Fahrt bis nach Dahar. An der Endstation wollte ich bezahlen, zog meinen Geldbeutel heraus und fluchte innerlich, als ich bemerkte, dass ich nur noch einen Zehn-Pfund-Schein hatte. Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte ich mich wie ein dummer Touri verhalten. Mein Freund, der mit der hohen kriminellen Energie, sah, dass ich im Begriff war, dem Fahrer einen Zehner zu reichen und fiel mir in den Arm. Wortreich versicherte er mir, dass er die Fahrt für mich bezahlen würde und reichte dem Fahrer einen Pfundschein. Das ist Ägypten!

 

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